Im Blickpunkt: Chinas Elektroauto-Gigant BYD

21.05.2024 09:50 Von Lukas

Philipp Burk

In einer Zeit, in der die Automobilbranche einen epochalen Wandel durchläuft, ist eine Marke besonders ins Rampenlicht gerückt: BYD, der chinesische Autobauer, der zunehmend in den Medien und auf Automessen wie der IAA für Furore sorgt - was steckt hinter diesem chinesischen Hersteller, der die westlichen Autobauer zunehmend ins Schwitzen bringt? 

Eine chinesische Revolution in der Automobilbranche?

BYD steht für „Build Your Dreams“ und ist ein chinesisches Unternehmen, das sich nicht nur auf die Automobilindustrie, sondern auch davor auf die Herstellung von Batterien und anderen Energieprodukten spezialisiert hat. So war das Unternehmen unter anderem Akkulieferant für große Marken wie Motorola und Nokia. Die Geschichte von BYD ist geprägt von raschem Wachstum. Gegründet im Jahr 1995 als Hersteller von Akkus für Mobiltelefone, hat sich das Unternehmen schnell zu einem der führenden Anbieter im Bereich der Elektromobilität entwickelt. Der rasche Aufstieg von BYD ist neben massiver staatlicher Unterstützung durch Subventionen und Förderprogramme vor allem auf diese Historie zurückzuführen. Denn die Batterien gelten als das teuerste Einzelbauteil in Elektrofahrzeugen. Im Gegensatz zu westlichen Herstellern produziert BYD seine Batterien selbst und dadurch sehr günstig. 

Auf dem Vormarsch

Mit einer breiten Palette von Modellen, die vom preisgünstigen Stadtfahrzeug bis hin zu luxuriösen Limousinen reichen, ist BYD auf dem besten Weg den Markt für Elektromobilität maßgeblich zu beeinflussen. Und das bislang vor allem im Heimatland China. Während BYD in Europa noch nicht so bekannt ist, ist das enorme Wachstum des Unternehmens bereits in den chinesischen Metropolen deutlich sichtbar. Die Straßen von Shanghai und Peking, die einst von europäischen Mittel- und Oberklasse-Limousinen dominiert wurden, sind innerhalb weniger Jahre voll mit Modellen von BYD. Nicht zuletzt hat das Unternehmen sogar den Volkswagen Konzern in China nach beinahe vier Jahrzehnten vom ersten Platz verdrängt.

Allein im letzten Jahr verzeichnete der Konzern einen Anstieg von über 30 % bei den Verkaufszahlen seiner Elektrofahrzeuge. Dabei hat BYD sogar Tesla überholt und sich damit an die Spitze der Elektroautohersteller gesetzt. In diesem Zuge hat BYD seine Produktionskapazitäten kontinuierlich erweitert, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.

Eine Kampfansage an den europäischen Markt

Während die deutschen Hersteller wie Volkswagen, Mercedes-Benz und Porsche die Entwicklung beobachten, drängt BYD mit einer klaren Botschaft: Wir sind hier, um zu bleiben. Inmitten dieser chinesischen Offensive stellt sich die Frage: Wie werden die deutschen Autobauer auf diese Herausforderung reagieren?

Deutsche Marken gelten traditionell als Synonym für Qualität und Innovation, doch die Elektromodelle deutscher Hersteller sind für das Volumensegment noch zu teuer. Laut einer Umfrage des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte sind Elektrofahrzeuge in Deutschland im Durchschnitt mehr als 10.000 Euro teurer als Verbrenner. Ein neues E-Auto kostet aktuell durchschnittlich 42.500 Euro. Derzeit sind einfach nicht ausreichend günstige Angebote verfügbar.

Chinesische Hersteller könnten mit ihren erschwinglichen Elektrofahrzeugen den Wettbewerb verschärfen. So setzt sich BYD das Ziel Elektromodelle, wie den Seagull, für Jedermann erschwinglich zu machen. Der Einstiegspreis des Elektro-Kleinwagen liegt umgerechnet bei unter 11.000 Euro. Trotz dieses niedrigen Preises ist der er mit der neuesten Blade-Akkutechnik ausgestattet und rollt auf der E-Plattform 3.0. 

Darüber hinaus steht in Deutschland die Elektromobilität selbst vor besonderen Herausforderungen, darunter der Ausbau der Ladeinfrastruktur und die Förderung von Elektrofahrzeugen. Während die Bundesregierung ehrgeizige Ziele für die Elektromobilität gesetzt hat, bleibt die Umsetzung dieser Ziele ein großes Problem. Eine erfolgreiche Mobilitätswende in Deutschland erfordert noch massive Investitionen in Infrastruktur und Technologie.

Ausblick auf die Zukunft 

Bei ihrem Versuch auch international Fuß zu fassen, stößt BYD auf Herausforderungen. In Nordamerika behindern hohe Zölle und Regulierungen den Marktzugang. Die EU-Regulierung und die drohende Anti-Subventionsuntersuchung könnten BYDs Expansionspläne in Europa beeinträchtigen. Die Antwort könnte die lokale Produktion sein. BYD müsste ihre Produktion nach Europa verlagern, wie einst VW die ihre nach China. Derzeit baut der chinesische Konzern bereits in Ungarn eine Fabrik. 

Während BYD zweifellos eine essentielle Rolle im Markt der Elektromobilität einnimmt, bleibt die Zukunft dennoch ungewiss. Das rasante Wachstum und die steigende Nachfrage nach günstigen Elektroautos könnten BYD in die Karten speilen, ihre Präsenz auf dem Weltmarkt weiter auszubauen. Die Frage bleibt, wie die deutschen Autobauer auf diese Herausforderung reagieren werden.

Lukas