Die Zukunft des Fahrens: Warum Elektrofahrzeuge die Automobilbranche revolutionieren

21.09.2023 14:01 Von Lukas

Philipp Burk

In einer Welt, die zunehmend mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert wird, wächst die Besorgnis um die Zukunft. In den letzten Jahren wird intensiv über Lösungen diskutiert und gestritten. Nun scheint sich der Fokus immer mehr auf eine elektrische Revolution zu richten. Das EU-Parlament hat das Ende von Verbrennungsmotoren für 2035 vorgesehen. Allerdings stehen wir vor einer Vielzahl von entscheidenden Fragen, die die Zukunft dieses ambitionierten Ziels betreffen.

In diesem Artikel nehmen wir die Streitthemen rund um das Thema E-Mobilität unter die Lupe und beantworten die Fragen nach der Nachhaltigkeit beim Lithium-Abbau, dem Stand der Ladeinfrastruktur und der Reichweite des E-Autos. Wir räumen auf mit den gängigen Klischees und erklären euch was sich auf dem Weg zur Elektromobilität wirklich noch dringend ändern muss. Zu guter Letzt gehen wir der Frage nach, ob den Elektroautos wirklich die Zukunft gehört.

Warum Elektrofahrzeuge attraktiv sind

Es liegt auf der Hand, dass Elektrofahrzeuge im Vergleich zum Verbrenner während der Fahrt keine direkten Emissionen produzieren. Außerdem können sie mit erneuerbaren Energien betrieben werden. 

Ein häufiges Argument gegen Elektrofahrzeuge ist die begrenzte Reichweite im Vergleich zu herkömmlichen Verbrennungsfahrzeugen. Drüber hinaus stehen die Herstellung und Entsorgung der Batterien für Elektrofahrzeuge in der Kritik. Ebenso zweifeln Krtikier:innen an der Fähigkeit der Stromnetze und befürchten, dass eine große Anzahl von Elektrofahrzeugen die Netzte überlasten könnte. 

Fragt man Politiker:innen, Wissenschaftler:innen und Branchenexpert:innen, sind die Antworten relativ eindeutig. Im PKW-Bereich ist das Elektroauto bereits gut etabliert und es kann auf eine vorhandene Stromnetzinfrastruktur als Grundlage der Antriebstechnologie zurückgegriffen werden. Des Weiteren verfügt der Elektroantrieb im Gegensatz zu Wasserstoff oder der Brennstoffzelle über einen besseren energetischen Wirkungsgrad. Das heißt, es wird bedeutend weniger Energie verbraucht, um die gleiche Strecke zurückzulegen. Diese bessere Effizienz im Vergleich zu anderen Antriebstechnologien könnte zukünftig noch weiter ansteigen, da in den nächsten Jahren mit großen Technologiesprüngen beim batterieelektrischen Antrieb gerechnet wird. Dadurch werden das Elektroauto und seine Batterie auch kontinuierlich günstiger.

The Battery has won the race

„Die Batterie hat das Rennen gewonnen.“ Das sind die Worte des ehemaligen VW-Chefs Herbert Diess. Und das will was heißen, wenn einer der größten Automobilkonzerne weltweit voll auf die Transformation zur Elektromobilität setzt. Der Wolfsburger Automobilhersteller will in den nächsten 10 Jahren über 30 Milliarden Euro in E-Modelle investieren. Bis 2030 sollen über die Hälfte aller neuen Fahrzeuge batteriebetrieben sein. 

Aufgrund ihrer Energieeffizienz und der bereits ausgereiften Technologie stellt die Elektromobilität gegenwärtig die bevorzugte Lösung für den Mobilitätswandel dar, da die Dringlichkeit zum Handeln gegeben ist und alternative Technologien noch nicht den gleichen Entwicklungsstand erreicht haben.

Status quo der E-Mobilität in Deutschland

Die Bundesregierung strebt bis 2030 an, in Deutschland 15 Millionen Elektroautos und eine Million öffentliche Ladepunkte zu realisieren. Aber wie steht Deutschland bei der Mobilitätswende? 

Ein positiver Indikator ist das ständig größer werdende Angebot an Elektrofahrzeugen auf dem Markt. Mittlerweile führt fast jeder Autohersteller mindestens ein oder meist sogar mehrere E-Fahrzeuge im Sortiment. 

Der Absatz von rein batteriebetriebenen Autos nimmt zwar kontinuierlich zu, und derzeit sind bereits über eine Million solcher Fahrzeuge zugelassen. Allerdings scheint es, dass wir noch weit davon entfernt sind, diese Zahl in weniger als 10 Jahren um das Fünfzehnfache zu steigern. Es sind weitere bedeutende Fortschritte erforderlich, um die Ziele der Regierung zu erreichen. 

E–Tankstellen in Ihrer Nähe?

Auch wenn die Umstellung zum Elektroauto in großen Schritten voranschreitet, müssen sich viele potenzielle Käufer: innen von Elektrofahrzeugen in Deutschland die Frage stellen, wo sie ihr neues E-Auto überhaupt laden können. 

Es fehlt weiterhin an einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur. Nicht nur fehlende E-Ladesäulen, sondern der Mangel an öffentlichen Ladepunkten verhindert das Wachstum der E-Mobilität. Denn nicht jeder verfügt über einen eigenen Stellplatz vor dem Haus. Viele wohnen zur Miete oder in Großstädten ohne eigenen Parkplatz und ohne Möglichkeit sich eine eigene private Ladestation zu installieren. Doch gerade in Städten macht ein Elektroauto für kurze Wege doch besonders Sinn. 

Auf dem Land ist die Situation aber keinesfalls besser. Im Gegenteil: Während die Ladeinfrastruktur in der Stadt noch vergleichsweise gut ist, ist das Netz auf dem Land löchrig. 
Oft ist die nächste Ladestation weiter als eine halbe Stunde Fahrzeit entfernt. 

Auch wenn die Ladeinfrastruktur und die Anzahl der verfügbaren Ladesäulen also noch nicht ausreichend sind, gibt es zumindest einen Plan. Deutschland will in der Frage nämlich massiv aufrüsten und bis Ende des Jahrzehnts eine Million neue Ladepunkte installieren. 

Wie der Strom die Nachhaltigkeit des Elektroautos beeinflusst

Im Vergleich zum Verbrennungsmotor ist das E-Fahrzeug beim Fahren weitaus umweltfreundlicher. Natürlich kann die Bilanz zukünftig noch grüner sein, wenn der für das Fahren genutzte Strom rein aus regenerativen Energien stammt. Doch laut einer Analyse des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) ist das Elektroauto in Sachen Treibhausgasemission selbst mit dem deutschen Strommix von heute umweltfreundlicher als der herkömmliche Verbrennungsmotor. 

Zudem sollten zu stark steigende Strompreise verhindert werden, da diese die Attraktivität der Elektromobilität natürlich hemmen. Seit 2022 sind die Strompreise stärker gestiegen als die Benzinpreise. Prognosen deuten darauf hin, dass Elektrofahrzeuge langfristig dazu beitragen könnten, die Strompreise zu senken. 

Trotzdem bleibt die nachhaltige Stromerzeugung der springende Punkt. E-Mobilität- und Energiewende gehen Hand in Hand: Parallel zur Wende in der Mobilität steht die Energiewende. Wenn die Energie rein aus Wind- und Sonnenstrom erzeugt werden kann, steigt damit auch die Klimafreundlichkeit der Elektromobilität. Neben dem Ausbau von Wind- und Photovoltaik-Anlagen ist auch die Forschung nach neuen Speicherlösungen wichtig. Diese sind nicht nur für die Speicherung des Stroms im Netz essenziell, sondern auch für die kontinuierliche Versorgung des Mehrbedarfs für die Elektromobilität. Wenn ihr mehr über Möglichkeiten der intelligenten Stromspeicherung erfahren wollt, könnt ihr hier alles über die Smart-Grid Technologie nachlesen.

Der Stoff aus dem die Träume sind

Die Frage der Umweltverträglichkeit stellt sich auch hinsichtlich der für Elektroautos benötigten Rohstoffe. Besonders der Abbau von Lithium für Batterien steht in der Kritik - und diese ist gerechtfertigt. Der Gewinnungsprozess von Lithium und Kobalt ist oft mit Umwelt- und Sozialproblemen verbunden. Es ist wichtig, diese Missstände anzuerkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu verbessern.

Dennoch sollten wir nicht den Fehler machen, diese Probleme ausschließlich den Elektroautos zuzuschreiben. Die Förderung konventioneller Kraftstoffe und die Umweltbelastungen durch die Erdölgewinnung sind weitaus schädlicher und zerstörerischer, und das seit Jahrzehnten. Insgesamt stellt sich die Frage, wie unethisch die Industrie, sei es die Textilindustrie, die Lebensmittelbranche oder die Mineralölkonzerne, in vielen ökologischen und sozialen Aspekten mit unserer Umwelt umgeht. Zudem wird Lithium schon lange in Akkus von Laptops oder Smartphones verwendet.

Betrachtet man die gesamte Wertschöpfungskette, ist das heutige Elektroauto vielleicht nicht vollständig umweltfreundlich, aber es ist definitiv umweltfreundlicher als ein Verbrennungsmotor. Eine zukünftige Aufgabe besteht darin, sicherzustellen, dass der Lithiumabbau nachhaltig und sozial gerecht gestaltet wird.

So weit die Akkus tragen

Zu guter Letzt gibt es da auch noch das leidige Thema mit der Reichweite. Wie weit kommt man denn nun tatsächlich mit einem E-Auto und ist das weit genug? Für den Stadtverkehr oder für den normalen Gebrauch im Alltag, beispielsweise für den Weg zur Arbeit und zurück, ist der Akku eines Elektrofahrzeugs ausreichend und sogar ideal geeignet. Doch auch ein:e E-Auto-Besitzer:in möchte natürlich mal in den Urlaub fahren oder die Familie am anderen Ende des Landes besuchen. Daher stellt sich die Frage, ob E-Fahrzeuge auch für Langstrecken geeignet sein können.

Laut Angaben der Hersteller ist die Reichweite einiger E-Autos schon ganz ordentlich. Der neue Volkswagen ID.4 beispielsweise soll bis zu 520 km Reichweite schaffen und der Tesla Model 3 fährt bis zu 560 Kilometer elektrisch. Meistens sind diese Angaben jedoch nur unter Idealbedingungen zu erreichen. In der Realität ist die Reichweite von verschiedenen Faktoren wie der Fahrgeschwindigkeit oder dem sonstigen elektrischen Verbrauch im Fahrzeug, z.B. durch die Klimaanlage, abhängig.

Es gibt jedoch vielversprechende Entwicklungen im Bereich der Batterietechnologie, die zukünftig noch größere Reichweiten für Elektrofahrzeuge ermöglichen könnten. Die Entwicklung von Feststoffbatterien verspricht eine höhere Energiedichte und damit eine deutlich größere Reichweite. In naher Zukunft könnten Elektrofahrzeuge mit Reichweiten von über 800 Kilometern oder sogar noch mehr auf den Markt kommen. Diese Fortschritte in der Batterietechnologie sind ein vielversprechender Ausblick auf die Zukunft der Elektromobilität und könnten dazu beitragen, eventuelle Bedenken hinsichtlich der Reichweite von Elektrofahrzeugen weiter zu minimieren.

Ein cleverer Mix

Das übergeordnete Ziel bis 2050 heißt Null-Emissionen. Die angestrebte Klimaneutralität erfordert einen Strukturwandel in allen Bereichen der Mobilität. Wenn die Zukunft des Autos Stand heute wohl elektrisch ist, bedeutet das nicht, dass andere Antriebsformen komplett vom Tisch sind. Beim LKW-Verkehr ist die Zukunft noch offen. Gerade bei Schwergewichtlern, also auch in Schiff- und Luftfahrt, könnten Wasserstoff und die Brennstoffzelle aufgrund ihrer hohen Energiedichte über weite Strecken adäquate Lösungen sein. 

Um das Ziel der EU, die Klimaneutralität bis 2050, zu erreichen wird in Zukunft also auf einen Mix aus verschiedenen Technologien und Innovationen, passend zu den Ansprüchen an den Antrieb und seine Effizienz, zurückgegriffen. Im PKW-Bereich sind die Elektromobilität und der Umstieg auf E-Autos dabei der Schlüssel zur klimafreundlichen Mobilität.

Die Auswirkungen auf die Automobilbranche: Wandel und Chancen

Der Übergang zur Elektromobilität hat weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Automobilbranche. Er zwingt die Hersteller, ihre Strategien anzupassen und innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln, um den Wandel erfolgreich zu bewältigen. Dies betrifft sowohl die Produktion und die Lieferkette als auch die Erschließung neuer Geschäftsfelder. Automobilhersteller müssen ihre Fabriken umgestalten und neue Technologien einführen, um elektrische Antriebssysteme und Batterien zu integrieren. Gleichzeitig gilt es, sicherzustellen, dass die Lieferkette für nachhaltige und ethisch produzierte Rohstoffe wie Lithium und Kobalt für die Batterieherstellung gewährleistet ist. Diese Veränderungen eröffnen sowohl Herausforderungen als auch Chancen, da neue Partnerschaften und Lieferantenbeziehungen aufgebaut werden können. 

Der Wandel in der Automobilbranche bietet somit nicht nur Herausforderungen, sondern auch die Chance, die Mobilität nachhaltiger und innovativer zu gestalten. Deutschland als traditionsreiches Automobilland hat die Möglichkeit, durch Innovation und Anpassungsfähigkeit weiterhin eine führende Rolle in der Elektromobilität einzunehmen und so eine erfolgreiche Zukunft in der Branche zu gestalten.

Lukas